Flappy_Bird_game_over

Flappy Bird – Geld ist nicht alles

Es geschehen schon interessante Phänomene im weltweiten Web. Aber selten, dass eine hervorragende App, die noch dazu unglaublich viel Geld einbringt, kurz nach dem Erscheinen wieder verschwindet, das gehört definitiv zu den seltenen. So mit Flappy Bird.

 

Der vietnamesische Entwickler Dong Nguyen entwickelte im letzten Jahr ein so genanntes Casual Game, ein Spiel zum Zeitvertreib, für die Systeme Android und iOS. Es wurde über Touchscreen und alleine gespielt. Zunächst lief es für das Apple iPhone 5, dann für das iOS 6 und 7.

Das Spiel lief hervorragend an, die Leute waren hinter dem Vogel her und spielten Flappy Bird wo sie konnten. Es wurde über Gears Studios veröffentlicht und Anfang Januar gab es die App über iTunes-Store kostenlos in China, USA und dem britischen Raum. Schon bis Ende des Monats war sie die meist heruntergeladene App überhaupt.

Die Grafik ist simpel, ähnlich wie von Super Mario. Mit dem Touchscreen führt der Spieler einen kleinen Vogel, der durch paarweise angeordnete Rohre fliegen muss. Dabei darf er diese nicht berühren, sonst stürzt er ab. Jeder Flug durch so ein Rohrpaar bringt dem kleinen Flattermann einen Punkt. Danach wird man zu einem Zwischenmenü gebracht, wo man seinen Level bzw. Score einsehen und teilen kann oder auch gleich wieder zum Hauptmenü gehen.

Ende letzten Januar kündigte der Entwickler Nguyen dann plötzlich über Twitter an, er wolle das Spiel Anfang Februar einstellen. Und genau so verschwand es von einem Moment zum anderen von der Bildfläche. Der Vogel war gänzlich abgeschossen.

Warum? Laut Entwickler Nguyen, weil er über sein Ziel hinaus, ein Gelegenheitsspiel anzubieten, hinausschoss. Es macht ’süchtig‘. Dabei hatte das Spiel dem Programmierer am Tag gut 50.000 $ eingebracht (durch eingeblendete Werbung). Außerdem wollte er diese ganze Aufmerksamkeit seiner Person nicht. Er nannte das Programm als einen persönlichen Erfolg, aber gleichzeitig als lebensverändernd – und das wollte er nun gar nicht.

 

Ich habe mich auch anstecken lassen von dem Spiel. Und dabei bin ich gar kein Fan von solchen Spielereien. Aber es war die simple Einfachheit, auch die ‚Vintage‘-Grafik. Es erinnerte mich an die Anfänger der Spiele, wo ich stundenlang vorm PC gesessen habe und so einfache Sachen wie Bälle durch enge Zwischenräume schickte. Es ging um Konzentration und Geschicklichkeit, kein Sound, keine Wahnsinnsgrafik, alles ganz einfach gehalten. Mit Flappy Bird war mir jedes Warten zu kurz und zuhause habe ich teils den Fernseher erst gar nicht angeschaltet. Letztendlich sind diese Art Spiele auch ideal, um seine Konzentration zu trainieren, seine Geschicklichkeit auszuprobieren und zu verbessern. Ich liebe solche Spiele. Und ja, sie haben einen Suchteffekt. Aber der legt sich auch nach einer Zeit wieder.

Verstehen tue ich den Herrn Nguyen allerdings auch. Es hat ihn förmlich überlaufen. Er hat an seinen Programmen gebastelt und nicht an Profit gedacht. Nur an den ‚ach-ich-spiele-mal-eine-Runde-während-ich-warte‘-Effekt. Und dabei ist er über das Ziel hinausgeflogen. Wie ein ängstlicher Vogel beim ersten Flugversuch. Schnell wieder ins sichere Nest zurück und so tun, als sei nichts geschehen. Trotzdem toll, Herr Nguyen!

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